Einmaleins der Kapitalismuskritik
Seit der Weltwirtschaftskrise von 2008 hat der Kapitalismus wieder ein schlechtes Image. Bloß was Kapitalismus eigentlich ausmacht, darüber gehen die Ansichten weit auseinander. Viele sprechen von Neoliberalismus und Globalisierung, einige vom Raubtier- oder Kasinokapitalismus, als ginge es bloß um Auswüchse. Manche unterscheiden Kapitalismus und Marktwirtschaft, andere Finanzwirtschaft und „Realwirtschaft“ als wären es Paralleluniversen. Nach rechts anschlussfähig ist die Rede von den Heuschrecken oder der Herrschaft der internationalen Hochfinanz. Rechts und links wird gegen die Rothschilds und George Soros gehetzt.
Der Referent Peter Bierl skizziert und diskutiert die wichtigen populären Varianten der Kapitalismuskritik und konfrontiert diese mit der Marxschen Analyse. Karl Marx kritisierte das Kapital als dynamisches Verhältnis, als Gesellschaftsform. Profitmaximierung und Akkumulation von Kapital sind der Zweck der Veranstaltung, nicht die Befriedigung von Grundbedürfnissen. Dafür sind Fabriken und Büros, Banken und Börse, Kaufladen und Supermarkt gleichermaßen notwendig, ein integriertes System aus Produktion, Finanzen und Handel. Er entwickelte eine Geld- und Krisentheorie und beschäftigte sich mit Aktiengesellschaften als am weitesten entwickelte Form des Kapitals.
Im Ergebnis werden alle Menschen zueinander in Konkurrenz gesetzt, Sozialdarwinismus ist Alltag. Die einen müssen jeden Tag ihre Arbeitskraft zu Markte tragen, die Unternehmen, maximalen Gewinn erwirtschaften, nicht damit der Boss im Luxus schwelgt, sondern um Produktivität und Produktion zu steigern. Sonst fressen einen die Konkurrenten.
Peter Bierl ist freier Journalist und Verfasser des Buches „Schwundgeld, Freiwirtschaft und Rassenwahn – Kapitalismuskritik von rechts: Der Fall Silvio Gesell“ (2012) sowie „Einmaleins der Kapitalismuskritik“ (2018).
13. März 2019 18:30 Uhr
Autonomes Zentrum Kim Hubert Salzwedel